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Nanni, Kilian und Balou unterwegs in Skandinavien

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14.-24 Juli:

Nach Osten zur russischen Grenze 

Durch Lappland Richtung Süden bis in's schwedische Jokkmokk


Auf dem Weg nach Osten schauen wir auf den Nordkinn-Halbinsel vorbei, deren Spitze der nördlichste Festlandspunkt Europas ist (das Nordkapp liegt ja, genau genommen, auf einer Insel).

Das Meer hat hier ein unglaubliches Türkisblau. Auf der Wiese vor dem Strand weiden Rentiere.


Auf dem Skremsefjellet, der kargen, steinigen Hochebene auf dem Nordkinn, finden wir diesen Designer-Rastplatz.


In Slettnes ganz oben am Nordkinn ist die Welt zu Ende. Hier steht der nördlichste Leuchtturm der Welt, behauptet ein Schild.


Auf dem Rückweg: Blick vom Skremsefjellet bis an's Meer

Und weiter geht's Richtung Osten. Nach rund 400 km ohne grössere Zivilisation erreichen wir das Örtchen Tana Bru, wo es eine Tankstelle und Läden gibt. Nachfolgend ein paar Spezialitäten, die wir NICHT gekauft haben:

Links oben und rechts unten: Getrocknete, gefrorene Rentierherzen in 100-Gramm-Portionen, das Kilo umgerechnet zu 55.- Euro.
Links unten: Rentier-Suppenfleisch,  € 20.- per Kilo
Rechts oben: Rentier-Zungen, das Kilo zu 25.- Euro


Im Museum in Varangerbotn sehen wir diese samische Erdhütte.


Im Inneren ist es erstaunlich trocken und relativ gemütlich.

Heute abend ist es kühl und wir sind richtig hungrig - da futtern wir doch eine grosse Portion Rommegrot!
Zum Aufwärmen hilft diese kalorienreiche norwegische Nationalspeise:

Rommegrot-Rezept (4 Portionen):
600 ml Seterromme (Sauerrahm mit 35%Fett, ersatzweise Creme fraiche), 250 ml Mehl, 600 ml Milch, 1 TL Salz
Sauerrahm mit Salz 2 Minuten aufkochen lassen. Die Hälfte des Mehls zugeben und auf kleiner Flamme unter Rühren köcheln lassen, bis sich oben das Fett absetzt. Das Fett abschöpfen und warm halten. Dann den Rest des Mehls zugeben, langsam die Milch unterrühren und unter Rühren nochmals aufkochen. 5 Minuten ziehen lassen.
Portionieren, mit dem heissen Fett übergiessen und mit Zucker und Zimt, Marmelade oder Kompott servieren.


Am nächsten Morgen geht es früher weiter als sonst - heut wollen wir es bis an die russische Grenze schaffen.

Die 1902 erbaute Kirche in Neiden wurde im Stil einer Stabkirche erbaut und ist berühmt für ihre Architektur.
 

Das Kirchenportal mit vielen liebevoll gestalteten Details


Die zweite sehenswerte Kirche in Neiden suchen wir ein Weilchen: das älteste Gebäude der Finnmark, die russisch-orthodoxe Kapelle von 1565 ist nur 3,50 auf 3,25 Meter gross und eher unscheinbar..

Und nun sind wir kurz vor Kirkenes, der letzten Stadt 10 km vor der russischen Grenze

Im russisch-norwegischen Grenzgebiet sind viele Schilder zweisprachig.
Wir biegen ab Richtung Grense Jakobselv. Das Dörfchen am Meer grenzt an Russland.


Jakobselv besteht aus 5 verstreut liegenden Häusern und dieser Kapelle von 1869 (Heut' scheint Kirchentag bei uns zu sein! Gruss an Peter - Dir würde das sicher gefallen!)
.

Strand in Jakobselv mit Blick auf Russland. Im Hintergrund steht ein russisches Wachthaus auf dem Berg.


Bevor wir uns auf den Rückweg machen, ist noch etwas fällig: Baden in der Barents-See.


Hier ist Russland zum Greifen nah: Der gelbe norwegische Grenzpfahl und der rot-grüne russische Grenzpfahl mit dem Doppeladler stehen sich gegenüber. Genau dazwischen, in der Mitte des Flüsschens Jakobselv, verläuft die Grenze.
Hunderte dieser Pfosten markieren den Grenzverlauf. Schilder geben Verhaltensmassregeln: Grenze nicht überqueren, keinen Kontakt zur anderen Seite aufnehmen, nichts hinüberwerfen, keine Beleidigungen hinüberrufen... eine Mischung aus "bitte nicht füttern" und dem unangenehmen Gefühl, die ehemalige deutsch-deutsche Grenze wiederzusehen...
 
Abends stehen wir an einem kleinen See unweit von Russland und gönnen uns einen Luxus: 

Rentier vom Grill - wirklich köstlich!

Am nächsten Tag machen wir einen Abstecher nach Süden, 100 km die russische Grenze entlang in den Pasvik-Nationalpark.

Im Nationalparkzentrum in Svanvik gibt es einen kleinen botanischen Garten. Erstaunlich, was hier im Norden alles gedeiht!
Das Museum zum Nationalpark zeigt ausgestopfte Tiere, die theoretisch im Nationalpark vorkommen. Praktisch scheint dieser jedoch fast wie ausgestorben, aber das kommt noch.


Zwischen Svanvik und dem Nationalpark gibt es die "Höhe 96", einen alten Wachtturm, auf den man klettern und mit dem Fernglas die russische Bergbaustadt Nikel ansehen kann, die direkt am Grenzfluss liegt. Wie der Name schon sagt, wird dort Nickel abgebaut und verarbeitet.


Die rauchenden Schlote, deren Abgase gnadenlos auf die danebenliegenden Plattenbauten qualmen, drumherum die Abraumhalden - das alles ist kein schöner Anblick. Wir merken mal wieder, wie gut es uns "im Westen" geht.
 

Im Pasvik-Nationalpark machen wir einen Spaziergang. Wie man sieht, hat sich die Landschaft stark verändert - statt dem wilden, schroffen Gebirge an der Küste ist es flach und sumpfig geworden. An wildlebenden Tieren findet sich leider ausser ein paar Wasservögeln (und einem Kajakfahrer) gar nichts - ausser Myriaden von Steckmücken. Das ist das erste Mal auf unserer Reise, dass es wirklich viele sind! Und so verlassen wir den Park relativ schnell wieder...


Bei Pasvik: Das Heu wird hier noch traditionell von Hand gerecht und zum Trocknen auf Stangen gehängt.

Wir übernachten bei der Höhe 96 auf einem kleinen Rastplatz mit See, den wir mal wieder für uns alleine haben. Am nächsten Morgen fahren wir zum Einkaufen nach Kirkenes, der Stadt an der Barentssee. Für die Hurtigruten-Schiffe ist Kirkenes der Wendepunkt. Aber nicht nur die Hurtigruten legen hier an:

Im Hafen von Kirkenes rosten auch russische Fischerboote vor sich hin.



Im Baumarkt findet man Mittel gegen Gerüche in der Aussentoilette und Sprengmittel gegen Troll-Befall im Garten.
Wir decken uns mit allem Nötigen ein, dann geht es Richtung Südwesten. Erst eine Abkürzung durch einen Zipfel Finnlands, dann wieder nach Norwegen hinein in's samische Inland.


Finnland hat laut Reiseführer auf dieser Strecke "herrliche Kiefernwälder". Nach 250 km Fahrt durch flaches Land voller Kiefern, Wasserläufen, Birken und Stechmücken, fast ohne menschliches Leben, finden wir es doch etwas eintönig hier...


Die Strassenschilder in Finnisch kommen uns spanisch vor...

Als wir wieder nach Norwegen hineinkommen, ändert sich auch die Landschaft wieder. Sanfte Hügel, Aussicht, bewirtschaftete Gehöfte...wir haben das Gefühl, wieder in der Zivilisation angekommen zu sein, als wir die 3000-Einwohner-Stadt Karasjok erreichen!

"Thanks for feeding our moskitos", steht auf der Quittung des Campingplatzes in Karasjok, der samischen Hauptstadt Norwegens. Moskitos waren nicht viele da, aber dafür hat der Platz dieses Samenzelt, in dem die Besucher abends vor einem grossen warmen Birkenholzfeuer sitzen können (die Nächte sind empfindlich kalt hier!)


Auf der Hochebene Finnmarksvidda fahren wir südwestlich weiter nach Karasjok. Hier gibt es nichts ausser niedrigen Birkenwäldern, Rentieren und Stechmücken. Das kontinentale Klima lässt die Temperaturen sommers auf bis zu 30 Grad ansteigen, winters können es minus 50 werden.

In Karasjok (3000 Einwohner) hat es eine Schule für Rentierzucht und eine bekannte Silberschmiede, Juhls Silvergallery, die auch den traditionellen samischen Schmuck herstellt und eine grosse Verkaufsausstellung für Schmuck und Dekoratives in ungewöhnlichen Gebäuden beherbergt:

Juhls Silvergallery mit geschwungener Betondecke


Juhls Silvergallery hat auch eine Sammlung afghanischer Kunstwerke.


Es ist Abend geworden. Zeit für eine kleine Zwischenmahlzeit:

Torrfisk Snacks - getrocknete Dorsch-Häppchen -, findet man in jedem norwegischen Laden. Meist in der Süssigkeiten-Abteilung.

Vor dem Rema1000 in Karasjok lernen wir sechs nette junge Männer kennen, die sich der Aufgabe stellen, den Trockenfisch zu verkosten:

Olli, Hendrik, Wolli, Matti, Caraax und Jojo (von links (oder doch von rechts??)) kommen aus Mainz, sind mit dem Fahrrad zum Nordkapp unterwegs und haben unterwegs schon einiges erlebt. 
(Wie geht's Euch, Jungs? Seid Ihr gut angekommen? Schickt doch mal 'ne Mail!)

PS. der Trockenfisch ("schmeckt wie Fischfutter") hatte effektiv nur einen einzigen Fan, und das war der weisse pelzige im Bildvordergrund!

PS II: 26.7.2009 - aktueller Standort: am Polarkreis in Jokkmokk, am Lilla-Lule-Fluss, Nordschweden. Aber das kommt erst im nächsten Bericht!

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