black-forest-tour.de
Nanni,
Kilian und Balou unterwegs in Kanada.
Über den Umgang mit Bären
Unterhalten sich Urlauber in Kanadas Natur miteinander, so
kommt dieses Thema noch vor dem Wetter: die Bären.
Einerseits will jeder Urlauber seine Grizzlyfotos mit nach Hause
nehmen, andererseits möchte man dem Problembär nicht
im
Dunkeln begegnen.
Aus Broschüren, Büchern, Erzählungen und
eigenen
Beobachtungen fasse ich hier ein paar Dinge zusammen, die ich
für wichtig halte,
um Ärger mit Bären zu vermeiden.
Es gibt 2 Sorten von Bären in Kanada (den Polarbär
ausgenommen, da er mit dem Auto schlecht erreichbar ist): den
Schwarzbär und den Grizzlybär (der eigentlich ein
Braunbär ist):
Der Schwarzbär
Schwarzbärin
...lebt praktisch überall in Kanada unterhalb der Baumgrenze.
Der
männliche Bär ist etwa 1,70 m groß,
Schulterhöhe
95 cm, Gewicht um 170 kg.
Die Damen sind ein Drittel kleiner. Alle 2 Jahre im
Frühjahr
bringen sie Nachwuchs zur Welt, meist 1-3 Junge, die mit der Mutter
überwintern und sich erst im kommenden Jahr von ihr trennen.
Schwarzbären können auch braun sein und werden dann
Cinnamon
Bear = Zimtbär genannt.
Sie haben kürzere Vorderkrallen als der Grizzly, sind
insgesamt
rundlicher, gleichmäßig gefärbt, mit
größeren Ohren und meist heller Schnauze.
Etwa von Ende Oktober bis Mitte April hält der
Schwarzbär Winterschlaf.
Schwarzbären können gut klettern.
Schwarzer Babybär
Der Grizzlybär
Halbwüchsige Grizzlys. Am linken Bär sieht man gut
die langen Vorderkrallen .
...lebt im Westen Kanadas, meist im Gebirge, sommers auch oberhalb der
Baumgrenze. Der männliche Bär ist etwa 1,90 m
groß,
Schulterhöhe 130 cm, Gewicht 250 - 320 kg, manchmal
schwerer. Die Damen bringen es nur auf 200 kg. Nachwuchs wie
der
Schwarzbär alle 2 Jahre.
Grizzlys haben lange gerade Vorderkrallen, einen Schulterbuckel, sind
länglicher, mit kleineren Ohren und flacherem Gesicht. Der
Pelz
ist ungleichmäßiger gefärbt, ausgeblichen
an den
Spitzen ("grizzled").
Winterschlaf etwas kürzer, ca. Ende November-Mitte
März.
Grizzlys, wenn erwachsen, klettern meistens nicht.
Grizzlymutter mit Kind
Bärenfutter
...ist zu 75-80 % vegetarisch. Der tierische Anteil besteht aus
Aas, Insekten, Würmern und Kleintieren, selten aus
größeren
Beutetieren. Der Grizzly erlegt gelegentlich schwache oder
junge
Huftiere. Häufig sahen wir Bären, die wie
die Kühe Grünzeug und Blüten
abweiden und
gelegentlich unter einem Stein nach Wurzeln und Krabbeltieren scharren.
Auch Beeren und reifes Obst direkt vom Baum sind sehr beliebt, was
gelegentlich Ärger mit den Baumbesitzern einbringt.
Um Probleme mit Bären zu vermeiden, muss man sich im klaren
sein:
Das wichtigste für einen Bär (außer dem
Nachwuchs) ist
Futter!!
Ein Bär futtert im Spätsommer um die 20.000 Kalorien
täglich (ein Mensch braucht um 2.000), damit er den Speck
für
den Winterschlaf zusammenbekommt.
Das ist sehr mühsam und er ist damit rund um die Uhr
beschäftigt. Nehmen wir an, der Bär
wohnt neben dem
Campingplatz. Die Menschen haben dort abends gegrillt, alle Reste
stehen lassen und sind ins Bett gegangen. Es duftet nach
Würstchen, Bratkartoffeln, Kuchen...Irgendwann gibt auch der
vorsichtigste Bär seinem Appetit nach, schleicht sich
hin und
verspeist alles Liegengelassene mitsamt Papptellern, Verpackungen und
der Seife mit dem leckerem Blümchenduft. Am nächsten
Abend
kommt der Bär wieder. Diesmal findet er Müll, den
jemand ins
Gebüsch geworfen hat - Bananenschalen, halbvolle
Konservendosen,
ein schimmliges Vesperbrot. Eines Tages liegt
nichts mehr herum, aber der Picknickkorb hinterm halboffenen Fenster im
Wohnmobil riecht so gut... Es kommt zum Eklat mit den
Wohnmobilbesitzern, die Behörde schreitet ein und der
Bär
wird erschossen. Zumindest in Kanada gilt der Slogan "a fed bear is a
dead bear", ein gefütterter Bär ist ein toter
Bär!
In einigen US-amerikanischen Parks, hört man,
brechen die
Bären "ungestraft" Touristenautos auf und demolieren sie, um
an
Futter zu kommen.
Ergo: Nix liegenlassen, was der Bär essen kann, auch nicht
für 2 Minuten!! Und den Müll immer in die
bärensicheren
Mülleimer werfen, die es in Kanada überall
gibt!!
So ein Vogelhaus voll Fettfutter bringt etliche tausend Kalorien und
lohnt jede Mühe!
Diese beiden Bilder stammen nicht von uns.
Menschen und Bären in der Wildnis
...würden sich normalerweise am liebsten aus dem Weg
gehen.
Bären hören nicht besonders gut, und so kann
der leise
Wanderer unversehens auf einen Bären treffen. Sollte der
Bär
gerade Nachwuchs oder Beute/Aas zu verteidigen haben, könnte
das
Ärger geben. Besser ist, unterwegs Geräusche zu
machen und
dem Bären die Chance zu geben, aus dem Weg zu gehen. Die
beliebten
Bärenglöckchen sind nicht laut genug. Es gibt Trails
im Banff
Nationalpark, auf denen man nur in Gruppen ab 6 Personen wandern darf,
weil sich dann garantiert kein Bär mehr an die schusseligen
Touristen heranwagt.
Augen auf beim Wandern! Achtung auf die typischen, fast
menschenähnlichen Fußspuren,
umgedrehte Steine, Scharrspuren an Baumstümpfen, frischen Kot
(wie große, meist
dunkle Hundehaufen, evtl. mit Obstkernen oder Faserresten). Keine gute
Idee wäre es, sein Zelt mitten in reifen Blaubeeren
aufzuschlagen
oder unter einem Baum mit reifen Früchten.
Auch Wiesen voller Cow Parsnip, botanisch Heracleum (ich kenne
die
Pflanze nur unter dem südbadischen Namen
Bärenschwarte (!!),
den hochdeutschen kenne ich nicht) sind ein Risiko.
Das Essen und auch Shampoo etc. sollten nicht über Nacht im
Zelt
sein, sondern bärensicher am Seil zwischen 2 Bäumen
aufgehängt werden, mindestens 4 Meter hoch. Kochplatz und
Zelt sollten voneinander entfernt liegen. Gleich nach der
Mahlzeit
die Reste sorgfältig zusammenräumen, Abwaschwasser
weit
wegleeren (und keine Spaghettireste drinlassen!). Es wird davon
abgeraten, stark duftendes Essen (Speck, Ölsardinen etc.) in
der
Wildnis zuzubereiten.
Wer seinen Hund dabei hat, sollte wissen, was er tut. Der unerzogene
Durchschnittshund scheint den Bären aufzustöbern und
so lange
anzukläffen, bis ihn der Bär verfolgt, um sich dann
unter
Herrchens Beinen in Sicherheit zu bringen.
Bear Trouble - die Theorie. Wenn es Ärger gibt
...sollte man wissen, ob es ein Grizzly oder ein Schwarzbär
ist, falls es zum Äußersten kommt:
Grizzlys sind vehementer im Angriff, betrachten den Menschen aber in
der Regel nicht als Beute und lassen von ihm ab, wenn er sich tot
stellt.
Schwarzbären geben schneller auf, können aber den
Menschen
als Beute betrachten. Deswegen sollte man sich beim Schwarzbär
nicht tot stellen.
Trifft man beim Wandern auf einen Bären, sollte man in einiger
Distanz stehenbleiben und kurz die Lage sondieren, bevor man ruhig
zurückgeht:
Sind Bärenjunge in der Nähe? Dann sollte man nicht
zwischen
Mutter und Kind laufen. Wo liegt Beute, die der Bär verteidigt?
Zurückweichen, den Bären dabei im Auge behalten, aber
direkten Blickkontakt vermeiden, löst in den meisten
Fällen
das Problem (Blickkontakt suchen bedeutet unter diesen
Umständen
bei den meisten Raubtieren: Achtung, Mensch ist aggressiv!).
Folgt der Bär hartnäckig, hat man verschiedene
Möglichkeiten:
-Lärmen, Schreien, mit Stöcken drohen, Steinewerfen
etc.
-auf einen hohen Baum klettern. Meist bleibt der Bär unten.
-falls kein Baum zur Hand, kann ein Sprung ins Wasser oder auf eine
Klippe helfen.
-wegrennen kann helfen, aber nur, falls der Bär nicht auf
Beute aus ist.
-Rucksack oder Kleidung abwerfen hält den Bären auf.
Aber Rucksack und Kleidung schützen auch beim Angriff.
-Bärenspray mit Cayennepfefferextrakt gibt es in einer
haarspraygroßen Dose zum Umschnallen. Falls die Windrichtung
stimmt, hilft es. Schlechtestenfalls kriegt man's selber ab.
Falls der Bär angreift (was extrem selten vorkommt-statistisch
gesehen wird man häufiger vom Blitz getroffen):
beim Grizzlybär: tot stellen. Auf den Bauch legen, Nacken
schützen. Oder zusammenrollen.
beim Schwarzbär: mit aller Gewalt zurückschlagen. Die
Schnauze ist relativ empfindlich und gutes Angriffsziel.
Die Ausnahme von der Regel, daß Bären den Menschen
meiden: der Camping-Junkie
Gestern, am 22.8.2007, saßen wir mittags an einem
schönen
Uferplätzchen mit Feuerstelle am Lake Revelstoke. Gleich nach
dem
Vesper hatten wir Essen und Abfälle wieder im Auto verstaut.
Plötzlich - "Huch, ein Bär!!"- stand ein dicker
Schwarzbär neben dem Auto, dort, wo unser Vesper gestanden
hatte.
Mit Geschrei und Steinewerfen war er schnell wieder ins
Gebüsch getrieben, verschwand aber nicht, sondern versuchte,
sich
von der anderen Seite anzuschleichen. Offensichtlich hatte er an dieser
Feuerstelle schon öfters Essen gefunden, das unvorsichtige
Camper
liegenließen. Wir haben nach einer Stunde genervt
zusammengepackt. Den Fortgang der Geschichte kann man sich denken:
irgendwann trifft der Bär auf einen Kanadier- und die haben
meist
eine Schußwaffe dabei. Schuld ist nicht der Bär,
sondern die
Leute, die ihm Futter überließen. Also: Bitte nichts
liegenlassen - dem Bären und dem menschlichen Nachfolger auf
dem
Rastplatz zuliebe, die beide ausbaden müssen, was der
Vorgänger verursacht hat!
Der schwarze Fleck in der Bildmitte ist unser Campingbär, der
uns
umschleicht. Der anscheinend friedlich daliegende Hund wechselt seinen
Liegeplatz ständig, die Ohren immer auf den Bär
gerichtet,
startklar, falls wir das Signal zum Angriff geben und den
Bären
zusammen in die Flucht schlagen.